100 Jahre Entomologische Arbeitsgemeinschaft am Biologiezentrum in Linz
- Dienstag, 28. September 2021, 17:00 Uhr
Seit der Gründung am 26.10.1921 haben die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft wesentlich zur Erforschung der Insekten Oberösterreichs, aber auch Österreichs und weit darüber hinaus beigetragen.
Was hat diese Schlupfwespe mit dem Jubiläum zu tun?
• Sie ist etwas ganz Besonderes.
• Sie stammt aus Oberösterreich.
• Sie wurde von einem Oberösterreicher gefunden.
• Sie wurde an einem ungewöhnlichen Ort entdeckt.
• Den Fundort assoziiert man oft mit 100 Jahre.
Neue Tierart in Altersheim entdeckt
Im Altersheim in Walding (Oberösterreich) wurde durch einen Zivildiener eine bisher weltweit unbekannte Tierart entdeckt. Es handelt sich dabei um eine etwa 4 mm kleine Schlupfwespenart, die jetzt wissenschaftlich beschrieben wird.
Im Altersheim in Walding (Oberösterreich) wurde durch einen Zivildiener eine bisher weltweit unbekannte Tierart entdeckt. Es handelt sich dabei um eine etwa 4 mm kleine Schlupfwespenart, die jetzt wissenschaftlich beschrieben wird.
Dass man nicht unbedingt in einen Urwald reisen muss, um etwas völlig Neues zu entdecken, zeigt der Fund einer bisher unbekannten Insektenart aus Oberösterreich. Besonders ungewöhnlich ist der Fundort in einem Altersheim und nicht etwa in einem Naturschutzgebiet, wie man dies erwarten würde.
Jonathan Schwarz, ein angehender Insektenexperte, leistete 2019 im Altersheim in Walding seinen Zivildienst als er dort im Haus eine etwa 4 mm kleine Schlupfwespe entdeckte und in einen Plastikbehälter gab, um sie seinem Vater Dr. Martin Schwarz, einem international anerkannten Schlupfwespenexperten, zu zeigen. Zuvor musste er das Tier noch gegen seine Mitarbeiter „verteidigen“, die es hinauswerfen wollten. Nach eingehender Untersuchung erkannte Martin Schwarz, dass es sich hier eine bisher völlig unbekannte Tierart handelt.
100 Jahre alt
100 Jahre alt
Diese Schlupfwespenart wird jetzt wissenschaftlich beschrieben und erhält den Namen Hemiteles centumannorum. Das Wort „centumannorum“ ist lateinisch und bedeutet „100 Jahre alt“ und bezieht sich nicht etwa auf das Alter der Bewohner des Altersheims, sondern auf das 100-jährige Jubiläum der Entomologischen (= Insektenkundlichen) Arbeitsgemeinschaft am Biologiezentrum in Linz, deren Leiter Martin Schwarz ist. Diese Arbeitsgemeinschaft wurde am 26.10.1921 gegründet und ist seitdem ein Treffpunkt für an Insekten interessierten Personen in Oberösterreich. Die Mitglieder leisten, überwiegend ehrenamtlich in ihrer Freizeit, einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der Insektenfauna von Oberösterreich und darüber hinaus. Ihre Arbeiten liefern beispielsweise unersetzliche Daten über die Verbreitung und Gefährdung von Insektenarten sowie zur Veränderung der Insektenfauna aufgrund des Klimawandels. „Jede an Insekten interessierte Person ist herzlich eingeladen, an den Veranstaltungen der Entomologischen Arbeitsgemeinschaft teilzunehmen. Vorkenntnisse sind keine notwendig.“, erläutert Martin Schwarz. Die Termine sind auf https://linz.entomologie.at zu finden.
Keine Gefahr
Von den Schlupfwespen (Ichneumonidae) dürfte es in Österreich etwa 4.000 verschiedene Arten geben. Die meisten davon sind nur von Spezialisten sicher unterscheidbar und bestimmbar. Sie sind Raubparasiten (Parasitoide), was bedeutet, dass sich eine Larve in der Regel von einem Wirt ernährt und diesen dabei tötet. Wirte sind vor allem verschiedenste Insekten, oftmals Raupen, aber auch Spinnen und deren Eier. Über die Lebensweise der neu entdeckten Art ist nichts bekannt, doch dürften sich ihre Larven wie die der nächstverwandten Spezies von Spinneneiern ernähren. Eine dieser nah verwandten Arten kommt regelmäßig in Häusern vor. Neben dem Fund von Hemiteles centumannorum im Altersheim wurde die Art von Johann Tiefenthaler auch in einer Kleingartenanlage in Linz gefunden. Möglicherweise kommt sie vorwiegend im Siedlungsbereich vor. Weitere Forschungen sind nötig, um dazu gesicherte Angaben machen zu können. Schwarz betont: „Für Menschen ist Hemiteles centumannorum keine Gefahr. Sie kann mit ihrem dünnen Legebohrer nicht durch die Haut stechen.“